Der Spire erfasst Atemmuster und gibt Einblicke in den Gemütszustand. Wie genau seine Einschätzung für Anspannung, Konzentration und Entspannung ist, lässt sich mit der Herzratenvariabilität nachprüfen. In einem 24-Stunden-Test wurde das Tagesprotokoll des Spires mit den Werten einer HRV-Langzeitmessung verglichen.
Nach meinem Bericht über den Spire kam die Idee auf, die verschiedenen mentalen Zustände mit Hilfe der Herzratenvariabilität (HRV) zu prüfen. Bernd Heiler, Heilpraktiker für Psychotherapie aus München, erklärte sich spontan bereit, mit mir den Vergleichs-Test zu machen. Er stellte das Equipment für die Langzeitmessung zur Verfügung und übernahm die Auswertung.
Natürlich ist unser Test nicht ganz fair. Ein Fitness-Tracker tritt mit einem medizinischen Gerät zum Vergleich an. Und auch etwas ungleich. Einmal wird der Atem und das andere Mal der Herzschlag als Grundlage für die Bewertung gewählt. “Eine gewisse Überstimmung erwarteten wir aber schon. Allein schon deshalb, weil sich die Atmung als Messgröße und gleichzeitig auch als Einflussmittel anbietet”, beschreibt Bernd Heiler seine Erwartungen.
Der Vergleich der physiologischen Zustände
Im Spire-Protokoll werden die erfassten Zustände von Anspannung, Konzentration und Entspannung aufgelistet. Es lässt sich so nachvollziehen, wann und wie lange ein Atemmuster und der jeweilige mentale Zustand andauerten.
Ganz ähnlich lässt sich der Verlauf einer HRV-Langzeitmessung interpretieren. “Die HRV-Parameter zeigen deutlich, ob gerade Anspannung oder Entspannung im Organismus herrscht. Im Gegensatz zum Spire lassen sich auch alle Übergänge beziehungsweise Zwischenstufen erkennen”, berichtet Bernd Heiler.
Die Schwierigkeiten des Vergleichs
Für unseren Test konnten wir beim Spire nur die Zeiträume zum Vergleich heranziehen, in denen ich mich nicht bewegte. Die Erfassung des Atemmusters funktioniert nur bei bewegungsarmen Tätigkeiten, denn sobald mehr Bewegung ins Spiel kommt, wird der Spire zum Schrittzähler.
Eine weitere Schwierigkeit war die Tatsache, dass die einzelnen mentalen Zustände oft nur drei, vier oder fünf Minuten vom Spire erfasst wurden. Diese kurzen Zeitspannen lassen sich nur ungenau in einer HRV-Langzeitmessung zuordnen.
Die Ergebnisse aus der Messung
Ich verbringe viele Stunde meiner Arbeitszeit vor dem Computer oder am Telefon. Am Testtag fanden sich einige längere Zeiträume eines Gemütszustandes, die wir der Langzeitmessung zuordnen konnten. “Sie stimmten, wenn man die Übergänge im HRV-Verlauf großzügig wertet, annährend mit den gemessenen HRV-Werten überein. Ich würde die Ergebnisse ähnlich einschätzen, wie bei Activity Trackern, die eine Bewertung der Schlafqualität vornehmen. Sie sensibilisieren den Nutzer, sich mit den eigenen Körperfunktionen auseinandersetzen”, kommentiert Bernd Heiler.
Unser Fazit
Für Menschen, die mehr über ihren Geistes- und Gemütszustand wissen wollen, ist der Spire ein guter Alltagsbegleiter. Die Auszeichnung und Auswertung des Atemmusters hilft, sich bewusst mit Verhaltensweisen auseinanderzusetzen. Auf leichtverständliche Art zeigt der Spire, wie sich die Atmung als Einflussmöglichkeit für mehr Entspannung nutzen lässt.
“Für die erste Kontaktaufnahme mit unbewussten Vorgängen im Körper eignet sich der Spire gut. Für eine fundierte Einschätzung des Gesundheitszustandes reicht er nicht aus. Das hat auch keiner erwartet und das ist bestimmt auch nicht der Anspruch des Herstellers”, bewertet Herr Heiler.
“Eine HRV-Messung ist viel genauer und aussagekräftiger. Mit der HRV lässt sich ziemlich genau einschätzen, wie gut die unbewussten Abläufe im Körper funktionieren. Eine Langzeitmessung ist außerdem auch ein guter Gradmesser für den Lebensstil. Anhand des Verlaufs sieht man ziemlich deutlich, wie sich Verhaltensweisen auf den Organismus auswirken”, schließt Bernd Heiler unseren kleinen Test ab.
Nachtrag
Der Test wurde mit einem Firstbeat Bodyguard mit einer Abtastfrequenz von 1000 Hz durchgeführt und mit dem HRV-Scanner von Biosign ausgewertet.
Übrigens: Den Spire gibt es jetzt auch als Android-Version und die App im Wesentlichen in deutscher Sprache.